Family Offices waren bis vor zwanzig Jahren nur einem sehr kleinen Kreis von Finanzexperten bekannt. Seither und verstärkt durch die Finanzkrise von 2007 gab es einen Gründungsboom: Mittlerweile gibt es in Deutschland über 400 Family Offices. Doch was hinter dem Begriff überhaupt steckt und was die Vorteile gegenüber Banken sind, wird in diesem Artikel verraten.
Was ist ein Family Office und was macht das überhaupt?
Der Begriff bezeichnet eine Einrichtung, deren Hauptaufgabe darin besteht, eine langfristige und individuelle Sicherung und Verwaltung des Vermögens einer wohlhabenden Familie. Um diese Aufgabe erfüllen zu können, sind die Family Offices, beispielsweise UK Family Offices, auf ganz verschiedenen Ebenen tätig. Unter anderem leisten sie folgende Aufgaben:
- eine Nachfolgeplanung und Vermögensplanung, welche generationsübergreifend ist
- die Meditation zwischen den Familienmitgliedern
- die Buchhaltung und Buchführung
- Rechtsberatung und Steuerberatung
- verschiedene Geldanlagen und ihre Risiken.
Doch auch weitere persönliche Dienstleistungen werden von Family Offices übernommen, unter anderem die Planung von Reisen, Hilfe bei Vorsorgevollmachten und Immobilienverwaltungen.
Single und Multi Family Offices
Es existiert keine gesetzliche Beschreibung für den Begriff Family Office. Daher gibt es auch viele unterschiedliche Organisationsformen.
Single Family Office
Hierbei handelt es sich um Family Offices, die nur das Vermögen einer einzigen Familie betreuen. Diese wird entweder als embedded Single Family Offices in ein Familienunternehmen etabliert oder aber werden als Gesellschaft wie eine GmbH abseits des Familienunternehmens geführt. Erst ab einem Familienvermögen von ungefähr 250 Millionen Euro lohnt sich die Gründung eines Single Family Offices überhaupt. Alles, was unter 250 Millionen Vermögen liegt, lohnt sich eine solche Gründung aufgrund der enormen Personalkosten nicht.
Multi Family Office
Wohlhabende Familien können mit einem geringeren Vermögen von etwa 15 Millionen Euro ihr Vermögen von Multi Family Offices verwalten lassen. Meistens wird diese Multi Family Offices aus dem Single Family Office gegründet. So können sie nämlich mehreren vermögenden Familien ihr Expertenwissen und ihre Erfahrungen anbieten.
Warum sind Family Offices so beliebt?
Hierfür liegen mehrere Ursachen zugrunde. Unter anderem lassen sich Familienstreitigkeiten im Rahmen einer gemeinschaftlichen Gesellschaft besser klären und die Konzentration liegt auf einem einzigen Vermögen und deren Regelungen. Natürlich hat auch der Vertrauensverlust in die Banken, durch die Finanzkrise in den Jahren 2007 bis 2009 ihren Teil zur Beliebtheit der Family Offices beigetragen. Die Folge war nämlich, dass viele reiche Familien ihr Geld sehr viel enger an sich binden wollten. Hinzu kommt, dass die Family Offices eine Vermögensverwaltung unabhängig der Banken durchführen.
Vorteile von Family Offices gegenüber Banken:
- Family Offices können eine viel bessere Kontrolle über das zu verwaltende Vermögen einer Familie gewährleisten. Da sie im Gegensatz eben nur ein Vermögen verwalten müssen und nicht mehr als ein paar Tausende, wie es bei den Banken der Fall ist. Daher ist die Übersicht und die Kontrolle über das Vermögen sehr viel besser gewährleistet.
- Im Gegensatz zu den Banken wird für die Verwaltung des Vermögens keine zusätzliche Gebühr verlangt und die Familie selbst hat auch sehr viel geringere Kosten als bei der Bank. Hier fallen versteckte Gebühren weg, sowie Kontoführungsgebühren, etc.
- Zwischen der Familie und den Banken besteht kein konkurrierendes Interesse bei Investitionen, denn die Family Offices hat nur ein Interesse, und zwar das Vermögen der Familie zu sichern, erweitern und zu verwalten.
- Mithilfe der Family Offices werden die langfristige Konzentration des Kapitals und des Vermögens, sowie der Familienzusammenhalt gefördert. Was bei einer Bank wohl absolut nicht auf der To-do-Liste steht
- Das gesamte Vermögen kann individueller und effizienter verwaltet und gesteuert werden, da sich die Konzentration nur auf ein Vermögen bezieht.
Der Konflikt zwischen den Family Offices und den Banken
Dadurch, dass es keine gesetzliche, genauer gesagt rechtliche Beschreibung des Family Offices gibt, benutzen auch immer mehr Finanzdienstleister und Banken den Begriff und bieten darunter Dienstleistungen für sehr vermögende Familien an. Sehr vielen Single Family Offices stößt das sauer auf, darum haben sie im Jahr 2014 den Vufo gegründet. Das ist der Verband unabhängiger Family Offices. Die Befürchtung liegt nahe, dass auch neben den Banken, auch Steuerberater und Wirtschaftsprüfer unter der Bezeichnung Family Office ihre eigenen Angebote verkaufen wollen. Aufgrund dessen entstehen natürlich Interessenkonflikte, welche der Verband vermeiden will. Daher werden die Family Offices als unabhängig erklärt und eben nicht als ein Teil von großen Institutionen. Außerdem sollten Family Offices nur auf Honorarbasis arbeiten und nur in ganz wenigen Ausnahmefällen überhaupt Provisionszahlungen annehmen.
Worin investieren Family Offices?
Einer Studie zufolge investieren Family Offices den größten Teil, nämlich mit 16 Prozent ihres Vermögens, in Aktien. Doch auch in Immobilien wird sehr viel Geld investiert, nämlich rund 14 Prozent des gesamten Vermögens. Obwohl der Markt für gute Wohnlagen hart umkämpft ist, ist diese Anlageform nach wie vor sehr beliebt und anscheinend auch lukrativ. Viel weniger wird in Bargeld oder in sonstige Anlagen investiert. Das Vermögen wird so angelegt oder investiert, dass es am Schluss auch Ertragsreich ist. Darum sind Aktien eben die beliebteste Anlegeform für Family Offices.
Die Gründungskosten eines Family Office
Natürlich kostet der gesamte Betrieb eines Single Offices Geld, und zwar als Anfangsinvestition nicht gerade wenig. Die Gründungskosten belaufen sich auf mehr als 50 Prozent der durchschnittlichen jährlichen Betriebskosten, die veranschlagt werden. Daher ist es notwendig, dass beim Aufbau eines Family Offices die anfänglichen Kosten penibel budgetiert werden.